Yvonne Gebauer
Landtagsabgeordnete für Köln
Kulturpolitische Sprecherin der
FDP-Landtagsfraktion Nordrhein-Westfalen
Aktuelles:
Pressestatement zu Warnhinweisen in Büchern vom 12. Januar 2025
Die jüngsten Entwicklungen rund um sogenannte „Einordnungshinweise“ in Büchern der Stadtbücherei Münster sind befremdlich. Ich kann nur sagen: Wehret den Anfängen! Diese Warnhinweise sind Ausdruck einer bedenklichen Tendenz, die Mündigkeit der Bürger zu untergraben und öffentliche Einrichtungen zu Instrumenten moralischer Bevormundung umzufunktionieren.
Was die ARD bei Kultklassikern wie ‚Ein Herz und eine Seele‘ oder der WDR mit Warnhinweisen vor alten Otto-Shows bereits praktizieren, hält nun Einzug in unsere Bibliotheken. Die Stadtbücherei Münster versieht bestimmte Bücher mit Aufklebern, die deren Inhalte als potenziell nicht mit den Grundsätzen einer demokratischen Gesellschaft vereinbar deklarieren. Ich fordere ein Ende solcher Praktiken. Statt die Leser in ihrer Selbstständigkeit zu stärken, werden sie bevormundet. Es scheint, als solle das Publikum erzogen werden, anstatt es zur freien und umfassenden Meinungsbildung zu ermutigen.
Öffentliche Bibliotheken haben den Anspruch, Vielfalt und Pluralität zu spiegeln – selbst bei unbequemen Themen. Der Diskurs über kontroverse Werke gehört zu den Grundfesten einer wehrhaften Demokratie. Die Freiheit der Information darf nicht durch überzogene Warnhinweise ausgehöhlt werden. Mit zwei Büchern fängt es an. Doch was ist der nächste Schritt? Eine Liste der ‚erlaubten‘ Inhalte? Unsere Demokratie ist stark genug, auch kontroverse Ansichten auszuhalten – und genau das macht sie aus.
Plenarrede vom 19. Dezember 2024
Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Als ich vor zwei Wochen hier am Redepult stand, hatte ich auf fröhliche Weihnachten für die gesamte große Kulturfamilie in Nordrhein-Westfalen gehofft. Ich darf berichten: Einige wenige Geschenke gab es dann doch noch in den allerletzten Tagen dieses Jahres.
Es gab Geschenke zum Beispiel in der Form, dass die Portale unter anderem für das Netzwerk Filmkultur NRW doch noch in diesem Jahr freigeschaltet wurden. Das freut ganz besonders die betroffenen Kulturschaffenden. Das freut aber auch mich, die FDP-Fraktion und die SPD-Fraktion als gemeinsame Antragsteller, denn somit kann hinter diesen Punkt aus dem hier zu behandelnden Antrag ein Haken gesetzt werden.
Doch leider erging es anderen Kulturschaffenden in Nordrhein-Westfalen in den vergangenen Tagen nicht so gut, weil sie die schlechte Nachricht über den Wegfall ihrer Förderung für das kommende Jahr 2025 bekamen. Jetzt, also zum Ende des Jahres, kommt sie, die Verkündung. Allerdings kommt nicht die Verkündung einer frohen Botschaft, sondern die Verkündung von finanziellen Kürzungen, und das leider nicht im Rahmen verständnisvoller Gespräche.
Gespräche mit Mitarbeitern des Ministeriums, aber auch mit der Hausspitze wurden in der Vergangenheit von verschiedenen Seiten der Kultur immer wieder angemahnt. Damit wir uns hier nicht falsch verstehen: Das ist nicht meine Meinung, und das ist nicht meine Erkenntnis, sondern das ist das öffentliche Bekunden von nicht wenigen Teilen der Kulturschaffenden bei uns in Nordrhein-Westfalen.
Es heißt zum Beispiel öffentlich, dass man als landesbuero tanz seit März dieses Jahres versuche, mit dem Ministerium in einen Austausch zu kommen, aber die Termine immer wieder verschoben worden seien. Dafür kam jetzt aber am 6. Dezember 2024 die Verkündung über die Einstellung der Förderung des Tanznetzwerkes International Dance Artists Service ab Januar 2025; wohlgemerkt neben dem Wegfall der Unterstützung des Landes für die tanzmesse nrw und das Projekt Tanz OWL. Das sind massive Einschnitte in die Tanzszene bei uns in Nordrhein-Westfalen. Der Kulturrat spricht sogar davon, dass dem Tanzland NRW drohe, seine internationale Strahlkraft zu verlieren.
Meine Damen und Herren, Verkündungen sind keine Gespräche. Verkündungen stellen die Betroffenen vor vollendete Tatsachen, und dies am Ende eines Jahres und ohne die Chance auf ein mögliches Auffangszenario. Planungssicherheit, wie sie der Kulturlandschaft seitens des Ministeriums immer wieder zugesagt wurde, sieht anders aus.
Liebe Kolleginnen und Kollegen der regierungstragenden Fraktionen, ich muss hier und heute meine Zeit nicht dafür nutzen, die weiteren Punkte des vorliegenden Antrags zu begründen. Das haben die Kulturschaffenden in ihren Brandbriefen und Telefonaten in den vergangenen Tagen und Wochen bereits selbst getan.
Liebe Frau Ministerin Brandes, die mittlerweile weit verbreitete Annahme bzw. Maxime, die Staatskanzlei begrüße sehr, dass ein Austausch mit Betroffenen so weit wie möglich zu vermeiden sei, um das öffentliche Konfliktpotenzial so gering wie möglich zu halten, hat in den vergangenen Wochen für eine noch nie dagewesene Unruhe und eine noch nie dagewesene Verunsicherung in der Kulturlandschaft gesorgt.
Unsicherheit und Unruhe, wohin man blickte und hörte. Denn nahezu jeder und jede waren in nachvollziehbarer Sorge: Betrifft es mich, meine Institution, meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, meine Projekte, oder bleibe ich dieses Mal noch verschont? Und sollte ich betroffen sein, schaffe ich es dann, vielleicht mit weniger Geld, doch noch rechtzeitig, das eine oder andere Kulturelle für unsere Gesellschaft auf den Weg zu bringen? Es sind Wochen voller Unsicherheit und Unruhe.
Diese Unsicherheit und Unruhe betrafen nicht wenige Teile der Kulturlandschaft – und das völlig unnötig, denn: Gäbe es einen verbindlichen zeitlichen Fahrplan, wie im Antrag gefordert, an den sich alle halten müssen, gäbe es eine miteinander erarbeitete Vision – wohin wollen wir in den nächsten Jahren eigentlich in der Kulturarbeit, wo wollen wir stehen? –, gäbe es ein verabredetes gemeinsames Verständnis für einen transparenten Arbeitsauftrag und wäre mit den Betroffenen in der Sache rechtzeitig gesprochen worden, dann, liebe Kolleginnen und Kollegen, wäre den Betroffenen die Unsicherheit genommen worden. Dann könnten sie ihrem Auftrag ohne interne und ohne öffentliche Unruhe nachkommen. Dann könnten sie ihrem eigenen, aber auch unserem gesellschaftlichen Anspruch gerecht werden.
Ich komme zum Schluss. Liebe Kolleginnen und Kollegen von Schwarz-Grün, unsere vielfältige Kulturlandschaft leidet durch die fehlende Planungssicherheit und wird in ihrem kulturellen Schaffen behindert. Viel Vertrauen in die Politik der Landesregierung ist verloren gegangen. Sorgen Sie mit Ihrer Zustimmung zum vorliegenden Antrag für Transparenz, Verlässlichkeit und Planungssicherheit für die Kulturszene sowie für die Rückgewinnung des Vertrauens der Kulturschaffenden in die Kulturpolitik des Landes Nordrhein-Westfalen!
Auch ich darf Ihnen allen gesegnete Weihnachten, arbeitsarme Tage zwischen den Jahren und einen fulminanten Start in das Jahr 2025 wünschen. Ich freue mich auf viele weitere Initiativen für die Kulturschaffenden bei uns in NRW. – Herzlichen Dank.
Pressestatement zu Sonntagsöffnungen von Bibliotheken vom 11. Dezember 2024
Die heutige Entscheidung ist wichtig und richtig. Noch unter Schwarz-Gelb wurden Sonntagsöffnungen von Bibliotheken im Rahmen des Kulturgesetzbuches von bis zu sechs Stunden ermöglicht, sofern sie ihre Funktion als Kultureinrichtung erfüllen. Insofern ist mit der heutigen Zurückweisung der Verdi-Klage gegen ein OVG-Urteil, das im Juni 2023 im Sinne der Sonntagsöffnungen ausgefallen war, ein starkes Zeichen für die Förderung des gemeinschaftlichen Lesens in der Familie gesetzt worden, das ich als Kulturpolitikerin nur unterstützen kann. Gerade in Zeiten, in denen sich viele Eltern förmlich aufreiben, um Privat- und Berufsleben miteinander in Einklang zu bringen, sorgt dieses Urteil für eine wichtige Entlastung und stärkt die kulturelle Bildung unserer Kinder.
Haushaltsrede vom 5. Dezember 2024
Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Von dem italienischen Dirigenten Claudio Abbado ist das Zitat überliefert: „Ein Land ist reich, wenn es die Kultur fördert. Kultur ist Reichtum, nicht umgekehrt.“
Man muss also nicht einmal die Wirtschaftskraft zur Grundlage nehmen, um am Ende zu der Erkenntnis zu kommen, dass Nordrhein-Westfalen im bundesweiten Vergleich leider nicht bzw. nicht mehr zu den reichsten Ländern gehört. Ich meine, das hat unsere reichhaltige und vielfältige Kulturlandschaft nicht verdient.
Frau Ministerin Brandes, Sie sprechen beim Haushalt häufig von Planungssicherheit. Sie haben recht, wenn Sie sagen, dass diese Planungssicherheit nicht nur den Institutionen zugutekommen muss, sondern vor allem den Menschen, die unsere Kultur machen.
Das Problem dieses richtigen Satzes ist nur: Wenn ich mit den Kulturschaffenden spreche – das habe ich in der Vergangenheit sehr viel getan –, ergibt sich ein gänzlich anderes Bild. Seit Einbringung dieses Haushalts blicke ich nur in verunsicherte, in besorgte Gesichter. Es darf nicht ausreichen, Planungssicherheit nur zu proklamieren; man muss sie auch in verlässlichen Zahlen abbilden. Das ist der Landesregierung mit diesem Haushalt erkennbar nicht gelungen.
Im Ergebnis stehen nicht nur 5,5 Millionen Euro weniger als im vergangenen Haushalt zur Verfügung, nein, neben fehlenden zusätzlichen Geldern für die Entwicklung zum Beispiel von neuen Projekten und dem Ausgleich von gestiegenen Kosten für Miete, für Personal, für Betriebskosten, herrschen diese große Unsicherheit und die große Unruhe auch – und das sage ich hier ganz bewusst – wegen fehlender Kommunikation des Ministeriums mit den handelnden Akteuren, zum Beispiel hinsichtlich der Bewilligung von Verpflichtungsermächtigungen für das kommende Jahr oder des Öffnens des Antragsportals durch die Landesregierung.
Das heißt konkret: Projekte für das kommende Jahr können noch immer nicht auf den Weg gebracht werden. Ich darf Sie daran erinnern: Wir haben heute den 5. Dezember. Wir haben noch drei Wochen, dann ist das alte Jahr rum, und wir schreiben 2025. Ich frage ganz ernsthaft: Wie lange wollen wir die Szene noch im Dunkeln lassen?
In der Ausschusssitzung genau heute vor zwei Wochen durch die FDP, durch mich auf diese fehlende Planungssicherheit und ihre Folgen angesprochen – das ist das Entscheidende, nämlich Existenzbedrohung für Kulturschaffende und auch Verlust von kulturellen Angeboten –, wurde mir durch Ihre Staatssekretärin Frau Türkeli-Dehnert versprochen, zeitnah Abhilfe zu schaffen.
Ich habe noch gesagt: zeitnah reicht nicht, schnellstmöglich. Was ist seitdem passiert? Welche Maßnahmen hinsichtlich Planungssicherheit, von der in Bezug auf den Haushalt immer so viel gesprochen wird, sind ganz konkret zum Beispiel für die Filmkultur in Köln getroffen worden? Ich darf Ihnen sagen: keine einzige Maßnahme.
Im Gegenteil: Es wird schlimmer. Ich habe im Ausschuss angesprochen, dass ein Gerücht kursiert, dass Projektmittel im Jahre 2025 nicht ausgezahlt werden sollen. Dieses Gerücht verdichtet sich immer mehr und lässt es wahrscheinlich zur Tatsache werden. Wenn das die Vorstellung der Landesregierung von Planungssicherheit bedeutet, bin ich um die Kultur bei uns in Nordrhein-Westfalen sehr besorgt. Wenn dem so ist, wird vieles von dem, was in den vergangenen Jahren unter Schwarz-Gelb mit zusätzlichen Geldern aufgebaut worden ist, wieder zunichtegemacht werden.
Meine Damen und Herren, vor allen Dingen liebe Kolleginnen und Kollegen der regierungstragenden Fraktionen, ich fordere Sie auf: Lassen Sie nicht zu, dass die Kultur in Nordrhein-Westfalen zum Steinbruch der schwarz-grünen Landesregierung wird. Vieles wurde im Vorhinein versprochen, auch von Ihnen, doch unter der festlich geschmückten Tanne liegt dieses Jahr am Weihnachtsabend leider kein Geschenk für die Kultur. Schlimmer noch: Der kulturelle Baum fängt an zu nadeln.
Für die FDP-Fraktion fordere ich Sie auf, diesen Prozess zu stoppen. Bis dahin werden wir den Einzelplan ablehnen, somit natürlich auch heute. – Herzlichen Dank.
Vernissage Friedrich Wilhelm Mundinger am 12. November 2024
Die Vernissage der FDP-Landtagsfraktion NRW zeigt farbenfrohe Aquarelle von Friedrich Wilhelm Mundinger, einem liberalen Abgeordneten der ersten Stunde. Zur historischen Einordnung hat uns der Leiter des Archivs des Liberalismus, Prof. Dr. Ewald Grothe, mit auf eine kleine Zeitreise genommen und dabei die demokratische Umbruchphase nach Ende des Zweiten Weltkriegs beleuchtet. Er veranschaulichte mit umfangreichem Bildmaterial, dass Liberale von Beginn an am Aufbau der Demokratie in Nordrhein-Westfalen beteiligt waren. Einer davon war der Maler Friedrich Wilhelm Mundinger, dessen Enkel Dieter Günther Baumhoff uns in die Biografie seines 1965 verstorbenen Großvaters einführte. Ich danke beiden Vortragenden für die spannenden Impulse und allen Anwesenden für ihr Interesse.
Obwohl der Landtag NRW seit langem als beliebter Ausstellungsort für zeitgenössische Kunst gilt, hat die Tatsache, dass hier Werke eines Künstlers präsentiert werden, der dem Hohen Haus einst selbst angehört hatte, eine besondere Bewandtnis. Die Werke Mundingers können noch bis zum 17. Dezember im Landtag besichtigt werden. Bei Interesse genügt eine E-Mail an [email protected].
Kulturfrühstück in Siegen am 29. September 2024
Obwohl die Kleinkunst in der Öffentlichkeit meist im Schatten der omnipräsenten Superstars wie Taylor Swift oder Adele steht, ist sie eine wichtige Kulturvermittlerin. Unter diesem Credo stand das Kulturfrühstück der FDP-Landtagsfraktion NRW in Siegen. Im Kulturhaus Lyz haben wir u.a. über den sozialen Aspekt von Kultur diskutiert und dabei selbstkritisch reflektiert, dass sich das Besucherverhalten im Laufe der Zeit, und sicherlich verstärkt durch die Corona-Pandemie, verändert hat. Umso wichtiger ist es, dass wir den Wert der Kultur erkennen und sie nicht nur als Freizeitvergnügen verstehen.
Für uns Freie Demokraten ist Bürokratieabbau in allen Bereichen wichtig. Wenn wir die Kultur mit Förderprogrammen unterstützen, so darf deren Beantragung nicht zu neuen Problemen führen. Nicht nur, um schon in frühen Jahren für Kunst und Kultur zu begeistern, sondern auch, um den Künstlernachwuchs und das Publikum von morgen schon heute zu akquirieren, brauchen wir unsere Schulen. Schließlich sind sie der zentrale Ort, an dem Kinder und Jugendliche mit Kultur in Berührung kommen. Jeder Ansatz, hier zu unterstützen, ist ein wichtiger und richtiger Schritt. Die demokratischen Fraktionen im Landtag NRW sind mit gutem Beispiel vorangegangen und haben sich bei der kulturellen Bildung auf ein gemeinsames Vorgehen verständigt. Als erstes Ergebnis ist dabei folgende Initiative hervorgegangen: https://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/MMD18-9455.pdf
Gerade in schwierigen Zeiten ist Kultur etwas Identitätsstiftendes, weil sie Menschen zusammenbringt und ihnen hilft, die Alltagssorgen für ein paar Stunden zu vergessen. Dafür braucht es nicht immer große Hallen oder Stadien; Kultur bereitet auch im kleinen Rahmen große Freude. Nicht zuletzt deshalb, weil der Kleinkünstler sein Publikum oftmals per Handschlag begrüßen könnte.
Ich danke Moderator Dr. Michael Köhler, meiner Kollegin Angela Freimuth und allen Podiumsgästen: Wolfgang Suttner, Vorsitzender vom Förderclub für Kleinkunst und Varieté und Sprecher des Deutschen Kunstrats, Jens von Heyden, Leiter des Kultur!Büros im Kreis Siegen-Wittgenstein und dem Kabarettisten Guido Müller.
Pressestatement zu Honoraruntergrenzen vom 18. Juli 2024:
"Erster Schritt statt großer Wurf":
"Endlich kommen sie, die Einführung von Honoraruntergrenzen zum 1. August ist eine gute Nachricht für Künstlerinnen und Künstler in NRW! Jedoch hat es sich die Landesregierung zu leicht gemacht. Die Untergrenzen gelten nämlich zunächst nur für jene, die in den Programmen engagiert sind, die zu 100 Prozent vom Land gefördert werden – „Kultur und Schule” und „Künstler in die KiTa”.
Dass die breite Masse an Künstlerinnen und Künstlern aus allenfalls anteilig vom Land getragenen Projekten vorerst leer ausgeht, ist verwunderlich und wird der Vorreiterrolle Nordrhein-Westfalens auf dem Weg zu einer fairen Bezahlung seiner Kulturschaffenden nicht gerecht. Schließlich hatte NRW im Jahr 2021 unter Schwarz-Gelb als erstes Bundesland Honoraruntergrenzen im Kulturgesetzbuch festgeschrieben. Somit ist lediglich ein erster Schritt gemacht, dem nun aber weitere folgen müssen, wenn am Ende ein großer Wurf stehen soll.
Der angekündigte Mehraufwand von 1,6 Millionen Euro kann vorerst nur den ersten Hunger von wenigen stillen. Sobald aber das Gros der Künstlerinnen und Künstler berechtigte Ansprüche formuliert, werden weitere Mittel dringend erforderlich sein, wenn die flächendeckende Einführung von Honoraruntergrenzen im Jahr 2026 gelingen soll. Vor dem Hintergrund des ohnehin knapp bemessenen Kulturhaushalts der Landesregierung ist die Gefahr einer Einschränkung des kulturellen Angebots in NRW real.
Wir Freie Demokraten werden die weitere Umsetzung der Honoraruntergrenzen konstruktiv begleiten und uns stets dafür einsetzen, dass die Arbeit unserer Künstlerinnen und Künstler angemessen wertgeschätzt und fair bezahlt wird. Nur so werden wir Nordrhein-Westfalen als lebendigen und vielfältigen Kulturstandort erhalten können. Als Oppositionsfraktion werden wir sehr genau hinschauen, was der Haushaltsentwurf der Landesregierung für 2026 und die folgenden Jahre für unsere Künstlerinnen und Künstler bereithält. Kunst und Kultur brauchen Wertschätzung - auch im Finanziellen.“
Kulturfrühstück in Gelsenkirchen am 30. Juni 2024
Der Ball lag auf dem Elfmeterpunkt und musste nur noch verwandelt werden. Wenn die FDP-Landtagsfraktion während eines Großereignisses wie der Europameisterschaft in Deutschland ein Kulturfrühstück veranstaltet, bietet es sich an, dieses auch inhaltlich daran anzulehnen. Gesagt, getan: Nur wenige Stunden nach dem Viertelfinal-Einzug der deutschen Mannschaft versammelten sich Kulturinteressierte, Fußballbegeisterte sowie Menschen, die beide Leidenschaften teilen, in der Gelsenkirchener Lüfterhalle, um sich über den Zusammenhang zwischen Fußball, Kultur und Wirtschaft auszutauschen.
Wir haben erfahren, wie positiv das vielseitige Kulturprogramm rund um die Fußball-Europameisterschaft in den Ausrichterstädten und darüber hinaus angenommen wird. Im Kern steht der Gedanke: Fußball und Kultur schaffen Begegnungen. Und überall dort, wo sich Menschen begegnen und austauschen, entstehen Verbindungen, die über das Turnier hinauswirken können.
Wenn wir uns vergegenwärtigen, dass sogar negative Kommentare ausländischer Besucher über die Schönheit einzelner Städte oder Bahnhöfe dazu beitragen können, die Neugierde auf ebendiese zu steigern, dann versteht man, welche Sogwirkung von solch einem Sportgroßereignis auch für die regionale Wirtschaft ausgeht.
Man muss nicht alles toll finden, was rund um die EURO 2024 passiert. Wenn man aber die begeisterten und fast ausnahmslos friedlich feiernden Menschenmassen sieht, die singend durch unsere Straßen ziehen, dann sind diese Bilder mindestens so einprägsam wie die sportlichen Leistungen, die in den Fußballstadien erbracht werden. Ich freue mich sehr, dass Fußball und Kultur in diesen Wochen Hand in Hand gehen, den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken und den Menschen in diesen schwierigen Zeiten etwas Unbeschwertheit und Zuversicht zurückgeben.
Mein Dank gilt neben Moderator Dr. Michael Köhler der Leiterin des Referats Wirtschaftsförderung der Stadt Gelsenkirchen, Dr. Uta Willim, dem Geschäftsführer Stiftung Fußball & Kultur EURO 2024, Bernhard Gutowski, und dem „Eurofighter“ Ingo Anderbrügge, UEFA-Cup-Sieger 1997 und Gründer der Fußballfabrik.
Vernissage zur queeren Szene am 7. Mai 2024
Die Vernissage „Früher ist wie heute, nur anders.“ des Kölner Künstlers Jannes Heidemann führte das Publikum in die Lebenswelt der LGBTQI+-Community ein, deren sexuelle Orientierungen und Geschlechtsidentitäten von heterosexuellen und zweigeschlechtlichen Normen abweichen. Auch heute noch erfahren Menschen der Community Ablehnung, Diskriminierung und Gewalt. Vor diesem Hintergrund schilderte Heidemann eindrücklich seine persönlichen Erfahrungen wie auch die seines Freundeskreises und machte sie zum Gegenstand seiner Kunst.
Ihren Ursprung nahm die Ausstellungsinitiative in der Sammlung von feindseligen und obszönen Textnachrichten aus dem persönlichen Umfeld des Künstlers. Er porträtierte sie anonymisiert und ungeschminkt auf eine großflächige Plane, die auch im Landtag zu sehen war. Damit war der Rahmen gesetzt für eine Ausstellung, die sehr bewegte.
Das Bekenntnis zum selbst bestimmten Leben ist elementarer Bestandteil des liberalen Freiheitsverständnisses. Der deutsch-schweizerische Maler Paul Klee sagte einmal: „Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern Kunst macht sichtbar.“ Die Werke Heidemanns passen sehr gut zu diesem Gedanken. Mit dem Verweis auf die sich gegenwärtig häufenden Angriffe auf Politikerinnen und Politiker habe ich die Gefahr von diskriminierender Stimmungsmache gegen bestimmte gesellschaftliche Gruppen angemahnt.
Meine Landtagskollegin Franziska Müller-Rech zeigte sich als
Sprecherin für Gleichstellung und Queerpolitik erfreut darüber, dass die Vernissage mit dem ersten queeren Empfang der FDP-Landtagsfraktion NRW verbunden wurde. Es sei wichtig und ermutigend, dass sich in Nordrhein-Westfalen neben den großen und bekannten CSDs wie etwa in Köln vielerorts auch kleinere Formate etabliert hätten. Man wolle den Kontakt zur queeren Szene verstetigen und ausbauen und gemeinsam gegen Ausgrenzung und Gewalt ankämpfen.
Der Europaabgeordnete und Bundesvorsitzende von LiSL - Liberale Schwule, Lesben, Bi, Trans und Queer e.V., Michael Kauch, rundete den politischen Part der Veranstaltung mit einem Impuls ab, der sowohl europapolitische Entwicklungen als auch biografische Einblicke beinhaltete. Obwohl der bei der Europawahl am 9. Juni drohende Rechtsrutsch für die Queer-Bewegung durchaus problematisch sei, rief er die Unterstützerinnen und Unterstützer von Vielfalt und Toleranz zur Stärke auf.
Der Abend klang bei geselligem Beisammensein im Landtag aus. Immer wieder suchten die zahlreichen Besucherinnen und Besucher dabei das Gespräch mit dem Künstler, der mit seiner Kunst, aber auch der Art, darüber zu sprechen, einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat.
Salongespräch zu Antisemitismus am 16. April 2024
Mit dem Salongespräch zu Antisemitismus im Kulturbereich hat die FDP-Landtagsfraktion NRW ein neues Veranstaltungsformat erfolgreich umgesetzt. Es war gut und richtig, diesem brandaktuellen Thema den entsprechenden Rahmen zu geben – an dieser Stelle gilt mein Dank der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit. Das hochkarätig besetzte Podium beleuchtete das Thema aus verschiedenen Perspektiven, diskutierte Handlungsstrategien und bereicherte die Veranstaltung mit persönlichen Einblicken und interessanten Impulsen.
Es ist wichtig, antisemitische Propaganda nicht hinzunehmen, sondern sie öffentlich zu machen und insbesondere junge Menschen darüber aufzuklären.
Mein Dank gilt Jörg Rensmann von Rias NRW, Lars Henrik Gass von den Oberhausener Kurzfilmtagen, Dr. Lea Wohl von Haselberg von der Babelsberger Filmuniversität, Kay Heymer vom Museum Küppersmühle, dem Musiker Ben Salomo, dem Publizisten Tobias Korenke, Stella Leder vom Institut Neue Soziale Plastik, der Rechtsanwältin Dr. Kati Lang, dem Kunstwissenschaftler Professor Dr. Jörg Scheller vom , Lorenz Deutsch vom Kulturrat NRW und Christoph Giesa, der uns als Moderator wunderbar durch den Abend führte.
Mein Gastbeitrag bei ruhrbarone.de:
Kunstsammlung NRW als Bühne für Antisemitismus? „Kunstfreiheit ist kein Freifahrtschein für Israelhass“
Vor wenigen Tagen äußerte sich die US-amerikanische Philosophin Judith Butler in Paris öffentlich zum Hamas-Angriff auf Israel vom 7. Oktober 2023: „Man kann für oder gegen bewaffneten Widerstand sein, man kann für oder gegen Hamas sein, aber lasst es uns wenigstens bewaffneten Widerstand nennen. Dann können wir debattieren, ob wir es richtig finden oder nicht, ob sie das Richtige getan haben; ob es die richtige Strategie war.“
Machen wir uns nichts vor: Was die Ikone der Gendertheorie ihrem Publikum als bewaffneten Widerstand verkauft, ist keine verbale Entgleisung, sondern eine bewusste Täter-Opfer-Umkehr samt schlichter Verharmlosung des Terrors der radikal-islamischen Hamas. Äußerungen wie diese sind auch deshalb so gefährlich, weil sie ein Narrativ bedienen, das Antisemiten weltweit als Rechtfertigung für ihren Judenhass dient. Dass Butler die Antisemitismus-Vorwürfe mit dem Verweis auf ihre jüdischen Wurzeln von sich weist, spielt für den Wirkungsgrad ihrer Äußerungen keine Rolle.
Gemeinsam mit Judith Butler unterzeichnete die kanadische Künstlerin Harja Waheed am 19. Oktober 2023, also nur wenige Tage nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel, einen „Offenen Brief der Kunstszene an Kulturorganisationen“, in dem es heißt, es gäbe „zahlreiche Beweise dafür, dass wir Zeugen eines Völkermords sind, bei dem das ohnehin prekäre Leben der Palästinenser als unwürdig erachtet wird.“ Der Brief enthält zudem die Forderung nach einem „Waffenstillstand“, der einer Kapitulation Israels und der Aufgabe der Geiseln gleichgekommen wäre.
Damit hat der aus Teilen der internationalen Kulturszene heraus geführte Kampf gegen Israel Nordrhein-Westfalen erreicht. Harja Waheed ist nämlich für den Kunstpreis „K21 Global Art Award“ nominiert worden.
Ein klares Bekenntnis zu den Werten unserer Gesellschaft und zur Sicherheit Israels ist unverrückbar und gilt auch für den Kulturbereich. Kultur war, ist und bleibt die Lebensader einer Gesellschaft.
Verantwortung und Haltung sind jedoch zwingende Voraussetzungen einer staatlich geförderten Institution wie der Kunstsammlung NRW, wenn es um die Prämierung von Kulturschaffenden oder der Besetzung von Jurys geht. Man darf erwarten, dass die Kunstsammlung NRW unserer Gesellschaft mit einem ethisch einwandfreien Anspruch und Dienst gerecht wird.
Das bedeutet auch, dass die weiteren Jurymitglieder, die offensichtlich kein Problem damit haben, mit Oluremi C. Onabanjo und Omar Kholeif als Mitunterzeichner des 2021 veröffentlichten „Letter Against Apartheid“ in einer Runde zu sitzen, sich hätten distanzieren müssen. Die schweigende Mitwisserschaft dieser Kunstexpertinnen und Kunstexperten erinnert leider an den lauten Applaus auf der Berlinale. Spätestens nach den verheerenden Ereignissen in Berlin hätten bei allen Beteiligten die Alarmglocken schrillen müssen.
Die Vorgänge von Direktion, Freundeskreis und Jury der Kunstsammlung NRW torpedieren leider jedweden Grundkonsens darüber, dass jüdisches Leben in Deutschland schützenswert ist.
Es steht außer Frage, dass Kulturschaffende und Kultureinrichtungen wie die Kunstsammlung NRW unabhängig von Einflussnahme im Kunstfeld agieren können und sollen. Dem gegenüber steht jedoch das Recht auf ein geschütztes jüdisches Leben in unserem Bundesland. Wenn schwere Genozidvorwürfe gegenüber Israel mehrfach mit einer Unterschrift kundgetan werden, dann ist die Frage berechtigt, warum das Land NRW Fördergelder für Künstlerinnen und Künstler, die Preisverleihung und den Kunstankauf leisten soll. Eine Förderung von Künstlerinnen und Künstlern, die gezielt gegen den Staat Israel agitieren, konterkariert auch den hohen moralischen Anspruch mancher Kulturschaffender, die nicht selten um das Anprangern gesellschaftlicher Missstände verlegen sind. Dadurch besteht die Gefahr, dass jüdische Künstlerinnen und Künstler von einem fairen, gleichberechtigten Wettbewerb in der Kunst ausgeschlossen werden.
Man muss sich die Frage stellen: Wie viele Skandale braucht es noch? Erst die documenta, dann die Berlinale, zwischendurch die Hamburger Deichtorhallen und nun vor der Haustür unseres Landesparlaments unterlaufen Kulturschaffende unsere Werte- und Rechtsordnung mit staatlich finanzieller Unterstützung. Wir Freie Demokraten im Landtag NRW fordern deshalb: Der brutale und jenseits jedweder Zivilisation heimtückische Terrorakt der Hamas am 7.Oktober 2023 darf auch bei der Preisverleihung von der Kunstsammlung NRW keine Bühne erhalten, um als ein „Act of Resistance“ umgedeutet zu werden.
Gesetzlich garantierte und staatlich geförderte Kunstfreiheit ist kein Freifahrtschein für Israelhass, sondern bedarf Haltung und Verantwortung. Antisemitismus unwidersprochen zu dulden, ist für die Kunstsammlung NRW als einen der prominentesten Ausstellungsräume des Landes untragbar und erfordert Konsequenzen.
15.12.2023
Mein Statement zum Kulturhaushalt der Landesregierung:
Nordrhein-Westfalen ist ein attraktives Kulturland und muss es aus unserer Sicht auch bleiben. Bedauerlicherweise hat die schwarz-grüne Landesregierung Kürzungen im Kulturetat vorgenommen. Damit hat sie nicht nur einen Schritt zurück gemacht, sondern schlichtweg Wortbruch begangen. Die Etatkürzungen stehen nämlich im Widerspruch zu dem im Koalitionsvertrag verankerten Vorhaben, den Kulturetat schrittweise um 50 Prozent zu erhöhen. Dies schmerzt uns Freie Demokraten umso mehr, da wir diese Zielmarke in Regierungsverantwortung seinerzeit sogar überschritten hatten. Dem in dieser Woche verabschiedeten Haushalt haben wir als FDP-Fraktion folglich nicht zugestimmt.
Für uns Freie Demokraten ist klar: Kulturschaffende verdienen eine auskömmliche Vergütung. Deswegen haben wir in der vergangenen Legislaturperiode dafür gesorgt, dass die Einhaltung von Honoraruntergrenzen bei der Vergütung von künstlerischem Engagement zur Voraussetzung für eine Förderung durch das Land gemacht wird. Die nun vorgenommenen Etatkürzungen im Kulturbereich könnten dazu führen, dass die im Kulturgesetzbuch festgeschriebenen Mindesthonorare nicht gezahlt werden können.
Obwohl Ministerin Brandes die Einführung der Honoraruntergrenzen zum 1. Januar 2024 zugesagt hatte, findet sich im Haushalt der Landesregierung kein diesbezüglicher Vermerk.
Wir Freie Demokraten haben uns mit einem Änderungsantrag für einen Inflationsausgleich eingesetzt, der es der Freien Szene wie auch öffentlichen Institutionen ermöglichen soll, trotz gestiegener Betriebskosten und anstehender Honoraruntergrenzen ein breites Kulturangebot aufrechtzuerhalten. Die von der Landesregierung veranschlagten Kürzungen bei der Stärkungsinitiative Kultur (Titelgruppe 69) wollen wir rückgängig machen, damit Honoraruntergrenzen finanziert werden können. Leider haben die regierungstragenden Fraktionen unsere Anträge abgelehnt. Es scheint, als ob sich die Landesregierung nicht mehr an ihre Versprechen gebunden fühlt, seit die Grünen mit am Kabinettstisch sitzen.
Wir Freie Demokraten wollen Nordrhein-Westfalen wieder zu einem verlässlichen Partner für die Kulturszene machen. Wie dies mit der gegenwärtigen Politik von CDU und Grünen gelingen soll, erscheint mir schleierhaft.
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